Wer die Angst vor Terror schürt, der ist in meinen Augen selbst verdächtig, daß er ganz andere Ziele verfolgt. Für die Medien beispielsweise sind Terrorakte ein super Quotenbringer, also treten die das Thema breit und verleihen ihm eine übertriebene Bedeutung. Wenn es nur um die "armen Opfer" gehen würde, dann müßten wir jeden Tag reißerische Brennpunktsendungen für die Verkehrstoten im TV haben, davon haben wir tausendmal mehr als Terroropfer.
Für die Politik ist das eine gute Tarnung, um immer mehr Bürgerrechte zu kassieren. Denn die Politik, besonders in den USA, scheint Angst vor ihren eigenen Bürgern zu haben und arbeitet zielstrebig an immer mehr Überwachung und immer mehr Einschränkungen.
Es lohnt sich, etwas genauer auf die Sprache zu achten. In den Achtziger Jahren waren die afghanischen Mudjaheddin noch
Freiheitskämpfer und wurden vom CIA gefördert weil es gegen die Sowjetunion ging. Heute heißen sie
islamistische Terroristen. Dabei hatten sie damals wie heute dasselbe Ziel: Ihr Land von fremden Truppen zu säubern, selbst zu herrschen und die Scharia einzuführen.
Die Tschetschenen wollten nur das, was x anderen Völkern der ehemaligen Sowjetunion gelungen ist: Frei und im eigenen Staat leben. Statt dessen haben die Russen ihr Land verwüstet und betreiben
Staatsterror. 9/11 kam den Russen dabei wie gelegen. Sie ernannten die Tschetschenen zu Terroristen und erklärten treuherzig, daß sie natürlich beim internationalen Kampf gegen den Terror ihren russischen Beitrag leisten wollen.
Israel beklagt in einem fort den arabischen Terrorismus. Dabei waren viele aus der Gründungselite des Staates Israel selbst aktive Terroristen, nur hieß das damals noch Untergrundkämpfer und wird bis heute verklärt bzw. als Notwendigkeit verharmlost.
Amerika verwüstet sei anderthalb Jahrzehnten den viel kleineren und viel schwächeren Staat Irak. Allein die zivilen Opfer dort dürften in die Hunderttausende gehen- da muß die alte Araber-Oma lange für bomben. Begründet wird das mit häufig wechselnden Lügen. Für die zivilen Opfer hat das US Militär unseren Wortschatz um die unglaublich zynische Vokabel vom
Kollateralschaden bereichert.
Wäre das noch die Zeit der Indianerkriege, so würde die US Propaganda die Indianer gewiß Terroristen nennen. Dabei kämpften die doch bloß um ihr eigenes Land, und gegen die physische wie kulturelle Auslöschung.
Sucht man nach Gut und Böse, nach richtig oder falsch, so ist das Thema Terrorismus komplizierter als es aussieht. Dabei gibt es auch positive Beispiele. Wer ist weltweit führend in der Beilegung terroristischer Konflikte? Nach meiner Meinung die
Europäische Union. Jahrzehntelang schien der Terrorismus in Irland unbesiegbar, dann ging man daran, das bettelarme Irland wirtschaftlich aufzurüsten, und das Land erlebte einen unglaublichen Aufschwung. Wann habt ihr zum letzten Mal von irischen Bombenlegern gehört? Na also. Geht doch!
Terrorismus ist für mich in vielen Fällen ein Indikator dafür, daß es irgendwo erheblich an Gerechtigkeit mangelt. Da darf man sich dann nicht beschweren, wenn Leute anfangen, sich zu wehren so gut sie können. Daß sie dabei zu terroristischen Mitteln greifen ist zu verurteilen. Statt feiger Autobomben würden die bestimmt gerne auch schneidige Top Guns und Panzerarmeen zum Gefacht aufmarschieren lassen, nur woher nehmen? Und was tun, wenn man sowas nicht hat?
Genauso aber muß man die verurteilen, die an den zugrunde liegenden Konflikten schuld sind. Wer beispielsweise Palästinenserkinder oder Tschetschenen in Flüchtlingslagern ohne Hoffnung aufwachsen läßt, sie im Alltag fortgesetzt schikaniert, benachteiligt und demütigt, darf sich am Ende nicht über "Gewaltbereitschaft" wundern.
Für die Ungerechtigkeit in der Welt sind aber die am meisten verantwortlich, die seit Jahrzehnten die größte Macht haben. Ohne die völlig verfehlte Außenpolitik der USA, die sich selbst allen Ernstes für ein von Gott bevorzugtes Land halten, würde es so manchen terroristischen Konflikt nie gegeben haben.
Geändert von Peter am 30. November 2008 um 15:59